KfW-Hilfen sind für Private Equity unerreichbar

Private-Equity-Investoren sollten in der Coronakrise nicht auf Hilfe der KfW hoffen.

KfW/Rüdiger Nehmzow

29.04.20, Von Philipp Habdank

Viele Private-Equity-finanzierte Unternehmen haben faktisch keine Chance, an die Corona-Hilfskredite der KfW zu kommen. Warum das so ist, und wer davon betroffen ist.

Schlechte Nachrichten für Private Equity in Zeiten des Coronavirus: Die Finanzinvestoren haben nach FINANCE-Informationen faktisch kaum Chancen, für ihre Portfoliounternehmen an die Hilfskredite der KfW zu gelangen. Diese schließt Private-Equity-finanzierte Unternehmen von ihrem Sonderprogramm zwar nicht explizit aus. Doch die damit verbundenen Kreditauflagen tun es faktisch doch.

Wie die KfW auf FINANCE-Nachfrage mitteilte, seien ihre Kredite grundsätzlich gleichrangig neben anderen Finanzierungsbausteinen, auch zu Krediten anderer Banken. Im Einzelfall mache die KfW allerdings die „Super-Senior-Position zur Voraussetzung“ – im Insolvenzfall würde die KfW ihr Geld dann vor allen anderen Geldgebern zurückerhalten. Abhängig sei die Super-Senior-Voraussetzung vom „Leverage“ und der „grundsätzlichen Entschuldungsfähigkeit der Unternehmen“.

KfW-Kredit nicht mit LBO-Finanzierung kompatibel

Hier entsteht das Problem für Private Equity, deren Finanzierungen oft stark mit Fremdkapital gehebelt sind. „Für eine neue zusätzliche Super-Senior-Finanzierung ist die Zustimmung aller bestehenden Fremdkapitalgeber nötig“, erklärt Marcel Herter von der Corporate-Finance-Beratung Herter & Co.

Herter & Co.

Corporate-Finance-Berater Marcel Herter erwartet mehr Restrukturierungen.

Bei kleineren Private-Equity-Deals, die von nur vier oder fünf Banken finanziert wurden, bekäme man das theoretisch noch hin. Bei großen Buy-outs kann man das Herter zufolge allerdings vergessen – vor allem in größeren Finanzierungskonsortien mit institutionellen Kreditgebern.

„Insbesondere beim Term Loan B werden Sie es niemals schaffen, dass alle Investoren einstimmig zustimmen“, ist sich Herter sicher. Ein 300 Millionen Euro schwerer Term Loan kann schon mehr als 30 einzelne Investoren haben.

Unabhängig vom organisatorischen Abstimmungsaufwand dürften weder finanzierende Banken noch institutionelle Kreditgeber noch Debt-Fonds Interesse daran haben, der KfW im Rang den Vortritt zu lassen.

Die Logik dahinter ist simpel: Sind die Finanzierer davon überzeugt, dass das Unternehmen die Coronakrise überleben wird, könnten sie den überschaubaren KfW-Betrag selbst finanzieren – zu einer höheren Marge. Glauben die Finanzierer dagegen nicht an das Unternehmen, wollen sie sich mit der KfW keinen weiteren Gläubiger ins Konsortium holen, der im Insolvenzfall sogar vor ihnen bedient würde.

KfW verbietet Private Equity Dividenden

Nicht nur für die Finanzierungspartner, auch für die Private-Equity-Investoren selbst haben die KfW-Kredite einen faden Beigeschmack. Einem KfW-Sprecher zufolge sind Dividendenausschüttungen während der Kreditlaufzeit nicht zulässig. Die Private-Equity-Investoren dürften folglich kein Geld aus dem Portfoliounternehmen ziehen, bis der KfW-Kredit zurückgezahlt ist. Die meisten LBO-Kredite lassen dies bei einem hohen Leverage aber ohnehin nicht zu.

Die Botschaft der KfW an Private-Equity-Investoren ist aber eindeutig: Die KfW wirkt „im Interesse der öffentlichen Hand darauf hin, dass die Förderung den Unternehmen direkt zu Gute kommt und eine Rückführung wahrscheinlich ist. Dieser Grundsatz hat Vorrang vor den Interessen institutioneller und privater Investoren“, erklärte die KfW gegenüber FINANCE.

Private Equity darf nicht auf KfW-Hilfen hoffen

Für große, hochverschuldete Unternehmen in Private-Equity-Hand scheint die Tür zu den Corona-Hilfskrediten der KfW damit verschlossen zu sein. Kleinere Unternehmen mit moderatem Leverage könnten dagegen eine Chance haben.

„So oder so rechne ich für das zweite Halbjahr mit mehr Restrukturierungen im Private-Equity-Sektor.“

Marcel Herter, Herter & Co.

„So oder so rechne ich für das zweite Halbjahr mit mehr Restrukturierungen im Private-Equity-Sektor“, prognostiziert Herter. Und mit Restrukturierung meine er Liquiditätsbedarf, der zu Veränderungen in der Kapitalstruktur führe und nicht nur Covenant Waiver, die viele Portfoliounternehmen wegen der Coronakrise ohnehin brauchen würden.

Bisher kommen die meisten Portfoliounternehmen finanziell noch über die Runden, weil sie auf Anweisung der Finanzinvestoren ihre bestehenden Kreditlinien gezogen und alle schnell verfügbaren Liquiditätsquellen ausgeschöpft haben. Doch diese Reserven sind endlich, weshalb die Ratingagentur Moody’s von Corona gebeutelte Unternehmen wie den Parkhausbetreiber Apcoa (Centerbridge), die Parfümeriekette Douglas (CVC), das Industrieunternehmen Schenck Process (Blackstone) oder den Modeeinzelhändler Takko (Apax) bereits intensiv beobachtet. Alle diese Unternehmen haben einen hohen Leverage, der die Ratings unter Druck setzt. Auf die Unterstützung der KfW können diese Unternehmen kaum setzen.

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