24.04.2020
Die Corona-Krise könnte für die deutsche Industrie schlimme, bisher kaum bedachte Folgen haben. Nämlich dann, wenn sich China dazu entschließt, seine Rohstoff-Exporte zu reduzieren.
• China ist der weltweit führende Rohstoffproduzent
• Wachsender Eigenbedarf Chinas
• Es drohen Versorgungsengpässe für die deutsche Industrie
Das Reich der Mitte ist für Deutschland ein wichtiger Rohstofflieferant, insbesondere bei einigen für die Hochtechnologieentwicklung relevanten Rohstoffen, wie Seltene Erden-Metalle, Wolfram, Antimon und Magnesium. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) davor gewarnt, dass eine zu hohe Lieferabhängigkeit die Gefahr von Versorgungsengpässen nach sich zieht, „wenn unvorhersehbare Ereignisse oder Konfliktsituationen auftreten“.
Genau dazu könnte es nun angesichts neuer politischer Vorgaben aus Peking und der Folgen der Corona-Krise kommen. So berge die aktuelle Strategie Chinas das Risiko, dass kritische Rohstoffe „verstärkt für die eigene industrielle Fertigung“ eingesetzt werden, um höherwertige Produkte herstellen zu können. Dies wiederum könnte zu einer Beeinträchtigung der Rohstoffversorgung für die deutsche Industrie und „einem intensiveren Wettbewerb in der Herstellung von höherwertigen Materialien und Industriegütern führen“.
Chinas enorme Marktmacht
Die Gefahr scheint groß zu sein, denn China ist der weltweit führende Rohstoffproduzent. Laut DERA erzielte das Land im Jahr 2017 mit 17,8 Prozent den höchsten wertmäßigen Anteil an der weltweiten Bergwerksproduktion und lag damit noch vor Australien und Brasilien. Besonders wichtig ist Chinas Rolle bei der Verarbeitung von Rohstoffen. Hier führt das Land mit weitem Abstand und ist für 50,4 Prozent der weltweiten Raffinade-Produktion verantwortlich.
Bedenklich stimmt, dass China bei 17 von insgesamt 27 Rohstoffen, welche die EU als „kritisch“ einstuft, der weltweit größte Produzent, entweder bei der Bergwerks-oder Raffinadeproduktion ist. Dazu gehören laut DERA alle SE-Elemente sowie Magnesium, Wolfram, Antimon, Gallium und Germanium.
Neue Strategie und ihre Folgen
Wie DERA erklärte, setzt China auf eine wirtschaftliche Neuausrichtung. Dabei wird die Nichteisenmetall-Industrie tiefgreifenden Reformen unterzogen. Diese Strukturreform habe zu kurzfristigen Einschränkungen der Bergwerks- und Raffinadeproduktion geführt und somit die Preisvolatilität auf den Rohstoffmärkten verstärkt.
Auch die Umwelt-Standards wurden angehoben. Die daraus resultierenden Maßnahmen um die Verschmutzung von Luft, Böden und Wasser zu verringern, haben zur Folge, dass die Bergwerks- und Raffinadeproduktion temporär ausgesetzt und Produktionsbetriebe geschlossen werden.
Ambivalente bilaterale Beziehungen
Chinas Beziehung zu seinen Handelspartnern EU und USA schätzt die DERA als ambivalent ein. Auf der einen Seite bestehen starke Handelsverflechtungen und eine nachhaltige Beschaffung von Rohstoffen ist für chinesische Unternehmen eine wichtige Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen mit europäischen Unternehmen.
Auf der anderen Seite konkurriert das Reich der Mitte um den Zugang zu wichtigen Rohstoffen und will strategisch wichtige Rohstoffe zunehmend für die Fertigung eigener, höherwertiger Produkte einsetzen. So habe China inzwischen selbst einen hohen Bedarf an vielen kritischen Rohstoffen wie z. B. Antimon, SE-Elemente, PGM, Magnesium, Naturgraphit und Wolfram.
DERA warnt vor Risiko
Angesichts dieses Wettbewerbs um Rohstoffe warnt die DERA vor Risiken für die Versorgung der deutschen Industrien. Zwar sei China bisher ein relativ zuverlässiger Rohstoff-Lieferant gewesen, aber die hohe Lieferabhängigkeit berge dennoch die Gefahr von Versorgungsengpässen, insbesondere da abzusehen sei, dass China auch weiterhin der weltweit größte Rohstoffkonsument bleiben wird.
Redaktion finanzen.net
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